Das Wirken von Arnold Künzli (1832-1908)
Arnold Künzlis ideale Schweiz sollte ein starker und moderner Wirtschaftsstandort sein, um Einkommen und Wohlstand für die Bürger zu schaffen. Dazu mussten nach seiner Einschätzung die Entwicklung von Transportwegen, Verkehrsmitteln, Energieproduktion und Finanzinstituten vorangetrieben werden.
Zudem war für ihn eine friedliche, erfolgreiche gesellschaftliche Entwicklung nur durch Einbezug Aller im Sinne einer sozialen und demokratischen Politik möglich.
Der Politiker Arnold Künzli
Schon als junger Politiker kämpfte Arnold Künzli im Kantonsrat für die Erweiterung der Volksrechte. Dazu gehörten die Rechte auf Initiative und Referendum.
Zu seiner demokratischen Auffassung gehörte, die Meinung anderer zu respektieren, zuzuhören, ehrlich zu sein und die demokratischen Ergebnisse zu respektieren.
Seine politische Karriere begann Künzli als Gemeindeammann von Riken. 1858 wurde er in den Grossen Rat gewählt, dem er bis 1862, danach von 1864 bis 1868 und schliesslich ununterbrochen ab 1873 angehörte. In den Jahren 1876/77, 1890/91 und 1903/04 amtierte er als Grossratspräsident. 1864 erfolgte die erstmalige Wahl in den Nationalrat, er trat jedoch im darauf folgenden Jahr wieder zurück. Der Grosse Rat wählte Künzli 1868 in die Kantonsregierung, woraufhin er fünf Jahre lang dem Baudepartement vorstand. Neben dem Bau verschiedener Brücken und der Krankenanstalt Königsfelden war seine Amtszeit insbesondere von der Planung und der Realisierung verschiedener Eisenbahnprojekte geprägt (Bözbergbahn, Aargauische Südbahn, Nationalbahn). 1884/85 war er Präsident des Aargauer Verfassungsrates.
Nach den Parlamentswahlen 1869 gehörte Künzli erneut dem Nationalrat an und präsidierte diesen in den Jahren 1879/80. Seine Hauptinteressen im Parlament galten der Eisenbahn- und Finanz-politik, den Beziehungen zum Ausland, dem Budget sowie dem Fabrik- und Haftpflichtgesetz. Bei der Totalrevision der Bundesverfassung 1874 wirkte er ebenfalls mit.
Würdigung von Bundesrat Emil Frey:
"Im schweizerischen Nationalrat hat Künzli eine Summe von Arbeit bewältigt, die alles überragt, was jemals seit dem Bestehen des neuen Bundes von einem einzigen Mitglied dieses Rates geleistet worden ist. Keine grosse Frage ist seit seinem Eintritt in den Nationalrat von dieser Behörde behandelt worden, ohne dass Künzli sich in bedeut-samen und meist durchschlagenden Voten an den Diskussionen beteiligte. Wenn Künzli sprach, füllte sich der Saal und verstummten die Privatunterhaltungen. Jedermann wusste, wenn er sich in grossen Debatten von seinem Sitze erhob, dass er die Frage um ein gutes Stück weiter brachte.»
Der Unternehmer Arnold Künzli
Die wirtschaftliche Entwicklung förderte er als Unternehmer – vor allem in der Textilindustrie – aktiv mit.
Er war 1862 Mitbegründer und Mitinhaber der Firma Künzli & Gugelmann.
Zudem gründete und förderte er mit einer Holzwarenfabrik und einer Korbflechterei weitere Industrien in Murgenthal.
Weiter engagierte er sich aktiv in der Region für die Entwicklung der Wirtschaft.
Neben der Führung seines Unternehmens nahm Künzli im wirtschaftlichen Bereich weitere Aufgaben wahr. Von 1868 bis 1877 wirkte er im Bankrat der Bank in Zofingen, von 1873 bis 1908 als Verwaltungsrat der Aargauischen Kreditanstalt (ab 1894 als Präsident). Weitere Verwaltungsratsmandate waren: 1868/69 Schweizerische Centralbahn, 1890–1892 Jura-Simplon-Bahn, 1902–1908 Schweizerische Bundesbahnen und 1895–1908 Elektrizitäts-werke Olten-Aarburg (eine der Ursprungsgesellschaften der Atel).
Künzli war Ehrenbürger von Aarau, Aarburg, Birrwil und Zofingen.
Der Diplomat Arnold Künzli
1890/91 wurde er als eidgenössischer Kommissär in den Kanton Tessin entsandt, um dort die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Liberalen und Konservativen (Tessiner Putsch) zu schlichten.
Die Art und Weise wie er diese Aufgabe löste, galt als exemplarisch für diplomatisches Geschick und er wurde so zur nationalen „Ikone“.
Überzeugt von den Vorteilen der Demokratie setzte er sich mit eisernem Willen u.a. für ein seiner Meinung nach gerechteres Proporzwahlsystem für die Wahl des Tessiner Kantonsrates ein. Dieser Neuerung wurde am 5. Oktober1890 zugestimmt. Ein bahnbrechender und progressiver Entscheid. Gesamtschweizerisch wurde diese Neuerung für die Wahl des Nationalrates erst 30 Jahre später (1918) eingeführt.
Ausserdem vertrat er die Schweiz mehrmals bei Handels- und Zollverhandlungen sowie bei der Haager Friedenskonferenz 1899.
Der Militär Arnold Künzli
Kaum 21 Jahre alt wurde er zum Offizier der Infanterie ernannt und machte mit dem aargauischen Bataillon den Neuenburger Feldzug mit. 1860 wurde er zum Hauptmann, 1863 zum Major im Generalstab, 1868 zum Oberstleutnant und 1872 zum Oberst befördert. Im Jahre 1875 wurde ihm das Kommando über die 12. Infanteriebrigade, 1882 dasjenige der 4. Division und 1894 das Kommando des 4. Armeekorps übertragen.
Im Jahr 1899 delegierte der Bundesrat Arnold Künzli zudem an die Haager Friedenskonferenz.
Sein visionärer und menschlicher Führungsstil machte ihn zu einem angesehenen Heerführer, der auch bei der Truppe anerkannt und beliebt war.
Der Philanthrop Arnold Künzli
Philanthrop war Arnold Künzli wegen seiner Auffassung darüber, wie soziale Gerechtigkeit entsteht.
Er unterstützte Bauern und Arme mit Darlehen und Bürgschaften, mit Schenkungen und Stiftungen.
Arnold Künzli liess Strassen erneuern, er förderte die Ausbildung und das kulturelle Leben.
Zudem liess er für seine Arbeitnehmer 8 Doppelwohnhäuser in zwei Etappen bauen.